Sonntag, 19. Juni 2016

Anflug Seattle - dann ab nach Kanada

Oh, Kanada ...

Alfi und meine Wenigkeit zurück in der Stadt
Teil 3 unserer Reise - Kanada schnuppern ...
Frisch aus Anchorage nach Seattle eingeflogen - Auto geholt und ab nach Kanada.
Nach dem zutiefst entspannten Alaska mit der Fast-Mitternachtssonne kam uns Seattle irgendwie befremdlich vor.


Bis wir aus der Stadt Seattle draußen waren, brauchten wir ewig, denn klarerweise gerieten wir in den Donnerstags-Nachmittagsverkehr.
Falls sich jemand fragt, ob es anders ist, in Seattle im Stau zu stehen, als in Wien, hier die Antwort:
Nein, ist es nicht - ob es nun drei bis vier volle Spuren sind, wie auf der Tangente, oder eben fünf bis sechs Spuren ... vollkommen egal. Stau ist Stau.




So weit so lästig, aber dann irgendwann - nach unendlich vielen Meilen durch verwaiste Gegenden und heruntergekommene Indianer-Reservate fanden wir doch noch ein Motel, wo wir übernachten UND gut essen konnten. Die Ortschaft hieß Arlington, hatte aber null Ähnlichkeit mit dem Arlington in Washington DC.
Zimmer okay, Steakhouse daneben fantastisch.

Ehe ich es vergesse: Indianerreservate stehen besonders unter meiner Beobachtung, also muss ich gleich hinzufügen: Diese hier waren zwar verwahrlost, aber nicht so schlimm wie das ärmste Indianerreservat der Staaten - die Pineridge-Reservation in South Dakota.
Dennoch keine ansprechende Gegend. Auch hier geht es den ‚Native People‘ nicht gut.
Kleine Holzhütten in grün, beige und rot, die aussehen, als würden sie jederzeit zusammenfallen, Tankstellen, wie aus einer anderen Zeit, sowie seltsam anmutende Läden und Werkstätten.
Wenige Lokale und Motels, dafür, vollkommen normal aber auch traurig: Riesenkasinos in jedem der etwa fünf Reservate, die wir durchfuhren. Soviel dazu.

Am nächsten Tag hatten wir unseren ersten Einkauf in einem Premium Outlet, ehe wir endgültig nach Kanada aufbrachen.


Die Wartezeit an der Grenze nur halb so schlimm. 30 min insgesamt. Die Grenzbeamten stellen übliche Fragen:
Woher ... wohin ... wie lang ... ob wir schon mal Kanada besucht haben, usw.
Auffallend: Sie sind unheimlich höflich. Ich gebe zu, es erregte mein Misstrauen, die kanadischen Grenzbeamten so freundlich zu erleben. Doch sie sind so, die Kanadier, zumindest hier in BC.


Danach fuhren wir nach Vancouver durch und fanden auch rasch unser Hotel im Granville Viertel.


 Bei strahlendem Sonnenschein unternahmen wir unseren ersten Ausflug zu Fuß bis in das beliebte und tagsüber auch belebte historische Gastown-Viertel. Viele Leute sind hier unterwegs. Jung und Alt bevölkern die Straßen. Wer mehr wissen will, hier:
Gastown

Jetzt möchte ich mich mal ausnahmsweise der Schattenseite dieser Stadt widmen:

Selbst in den belebten, besseren Gegenden trifft man bereits auf Obdachlose.
Beim Shoppen und Sightseeing geht man an Obdachlose vorbei. Fast in jeder Hauseinfahrt befindet sich jemand. Schlafsack reiht sich an Schlafsack.
Einer hat aus Kartons eine Art Schiff um sich herum aufgebaut, vorne eine Angel, daran gehängt ein Becher. Und so ähnlich geht es die ganze Zeit weiter.
Nachdem ich schon einige Großstädte kenne, muss ich mit trauriger Gewissheit sagen: Hier in Vancouver, eine der schönsten Großstädte Nordamerikas, gibt es so viele Obdachlose, wie in keiner US-Stadt. - und ich weiß, wovon ich spreche.
Gleich nach dem Maple Tree-Square beginnt das Viertel, das man meiden sollte (tagsüber auch, aber garantiert ab Schließen der Bars und Lokale im belebten Teil von Gastown- also um etwa 23h)
 Drogenhandel, Prostitution, Obdachlosigkeit - grenzenlos und für mich erschütternd.
Gerade noch schlendern Touristen wie wir durch die Gassen, dann beginnt eine andere Welt.
Leute, dürr, verwahrlost, schlurfen die Straße herunter, Obdachlose an jeder Hausecke. Einige können sich kaum auf den Beinen halten, gehen mit Stöcken, oder torkeln durch die Gegend.
Rund 10.000 Drogenabhängige leben hier auf engstem Raum.
Handel mit Pillen und anderem Zeug gehören zum Alltag, Fast nirgendwo liegen Arm und Reich so nahe beieinander wie in Vancouvers Downtown.
Ich war ehrlich gesagt, geschockt. Und nicht nur ich. Auch Alfi war überrascht - und das sagt viel aus, denn er ist nicht so leicht zu beeindrucken, wie ich.

Seit 2010 hat sich die Anzahl der Obdachlosen drastisch erhöht. Schuld daran ist BC - Kanada selbst, da das Land die sehr wohlhabenden Menschen mit ihren astronomisch angestiegenen Preisen für Miete und andere Unterkünfte nach den Olympischen Spielen angelockt hat.
Die einfache Arbeiterklasse kann sich kaum noch ein normales Leben leisten, und die Anderen sitzen auf ihren Balkonen und Riesenterrassen und genießen die Aussicht auf eine wunderschöne Stadt ...
Doch Vancouver arbeitet an einer Besserung. Vor vier Jahren sah es noch düster aus, doch nun ist ein Licht am Ende des Tunnels. Ich bin gespannt, ob sich die Lage in den nächsten Jahren bessern wird und werde die Bemühungen hartnäckig verfolgen.

So, jetzt zurück zum Schönen:

Vancouver ist dennoch eine sehenswerte, wunderschöne, grüne Stadt mit herrlichen Parks und Stadtteilen. Sie mutet teilweise europäisch an, besonders in den Vororten. Es lohnt sich wirklich, diese kanadische Stadt näher anzusehen.
Wir waren ganz besonders von dem vielen Grün angetan. Außerdem haben hier die First Nations viel mitzureden, was ich sehr begrüße. Bitte Leute, auch wenn ihr nicht so 'indianerinteressiert' seid, wie ich, lest euch das durch:
The First Nations

Die Stadt lohnt sich wirklich als Ziel für Städtereisende, doch ein weiteres Mal wollen wir nicht hierher zurück.
Ich bin ehrlich: Ich würde 100 x lieber wieder nach Chicago oder NYC reisen, ehe ich mir wieder Vancouver ansehe. Aber es war gut genug für unsere 2-Tagestour.

Die berühmte Steamwatch in Gastown

 Die Steamwatch in Vancouver/Gastown ist weltweit die erste mit Dampf betriebene Uhr.

Gastown - bei 'The Old Spagetti Factory'
 Der historische Stadtteil Gastown ist voller Souvenir-Läden, Bars und Restaurants, aber sehr hübsch mit den alten Häusern - und den, mit bunten Blumen geschmückten Laternen.

Den Stanley Park stelle ich beim nächsten Mal vor. Doch morgen geht es dennoch weiter ... zurück in die Us-Staaten. Washington State erwartet uns ... und wir sind gespannt :-)


Teil 1 - Vancouver/Kanada

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