Dienstag, 16. Februar 2021

 Ein kleiner Winterspaziergang ...

Noch immer besitzt Kaiserebersdorf stellenweise Dorfcharakter. Der ehemalige Vorort ist heute  noch sehenswert und beherbergt viele alte Gebäude, von denen einige unter Denkmalschutz stehen.

Erbaut im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts - Kremserhof mit Barocktor

Geschichtlich als Ebersdorf bereits Mitte des 12. Jahrhunderts als Stammgut eines Freiherrengeschlechts erwähnt, dass sich zeitweise auch nach 'Hintperg' (also Himberg) benannte. Ab 1499 bekam es Maximilian I, der die Donauauen als Jagdgebiet wollte und Schloss (Kaiser)Ebersdorf zu einem Jagdschloss umgestaltete. Ferdinand I nutzte das Gebiet nicht, doch Maximilian II schon. Er baute auch Schloss Neugebäude. 

2. Türkenbelagerung, Napoleon - ja, Kaiserebersdorf hat genug Geschichte.

Alles hier nachzulesen:

Kaiserebersdorf - Wiki

Der alltägliche Lärm der Kaiserebersdorferstraße verklingt langsam, während ich durch die alte Fußgeherzone (Mailergasse) schlendere. Und wie üblich fühle ich mich plötzlich als hätte ich einen Zeitsprung zurück in die Vergangenheit gemacht. 

Die Mailergasse wurde vermutlich schon um 1470 herum gebaut. Damals gab es hier auch eine Brauerei. Das wäre dann wohl die älteste Brauerei Wiens, deren Spuren bis ins 19.Jahrhundert reichten.

Ich grüble weiter, und schweife ab - da fällt mir ein: Der erste Zoo, damals nannte man sowas Menagerie, entstand auch hier unter Maximilian II im Schloss Kaiserebersdorf (1552), wo die Justizanstalt Kaiserebersdorf heute untergebracht ist. 

Da gab es Giraffen, Löwen, Tiger, und sogar einen Elefanten. Im Logo des Restaurants 'Hopfen und Malz' ist dieser Elefant noch dabei. 

Etwas später übersiedelten die Tiere ins Schloss Neugebäude, bis sie ihren endgültigen Platz noch später in Schloss Schönbrunn fanden. Das bedeutet: Kaiserebersdorf ist der Ursprung des ältesten, noch existierenden Zoos weltweit.

Das Schloss Thürnlhof liegt hinter dem Münnichplatz und gehörte zum Schloss Kaiserebersdorf. Dort lebte früher der Koch von Ferdinand I. Er war der Vorgänger von Maximilian II. 

Im Schloss Thürnlhof gab es noch vor 3 Jahren ein Restaurant, doch das ist auch bereits geschlossen. Ewig schade um die guten Backhendl dort.

So, aber jetzt wieder von meinen wehmütigen Gedanken zurück zur Mailergasse. Kurz davor auf der linken Seite steht die Georgskapelle.

1763 vom Brauherrn Johann Georg Uhl gestiftet: Georgskapelle

Man erkennt noch oberhalb der Kapelle die beiden überkreuzten Malzschaufeln, die den Berufsstand des Braumeisters anzeigen. Eine solche Tafel gibt es auch über dem Eingang des Hauses Mailergasse 12


Die Mailergasse - 1894 benannt nach dem Müllermeister Johann Mailer (1708-1786)

Das Haus auf der rechten Seite (Mühlberger Hof) war ursprünglich das Haus des Braumeisters. Einst beherbergte es den schwerverletzten Marshall Jean Lannes, der dort nach tödlicher Verwundung am 31. Mai 1809 starb. Es gibt noch eine Gedenktafel dort. 

Jedesmal wenn ich daran vorbeigehe, atme ich Geschichte pur - dieses alte Viertel hat viel zu erzählen, wenn man es hören will. 

Natur in Kaiserebersdorf

Danach führt mich mein Spaziergang durch die Natur bis hin zum Schloss Neugebäude.

Es ist heute sehr ruhig und ich bin, bis auf wenige Ausnahmen um Thürnlhof herum, keiner Menschenseele begegnet. 

Schloss Neugebäude wurde von Kaiser Maximillian II in Auftrag gegeben und wurde der Legende nach an der Stelle errichtet, an der während der ersten Wiener Türkenbelagerung von 1529 die Zeltburg des Sultan Süleymans stand. 

Im 17. Jahrhundert wurden Teile der Anlage abgebaut, so verkamen leider ab 1744 die Gärten und das wunderbare Schloss. Maria Theresia nahm sich die schönen Säulen und verschönerte damit die Gloriette in Schönbrunn. 



Im 20. Jahrhundert drohte der Abriss. Verschiedene Gewerbebetriebe wurden dort einquartiert. 

Im 2. Weltkrieg wurde das Schloss für die Rüstungsindustrie benutzt, um Panzermotoren zu bauen. Ja, es schien, als läge ein Fluch auf dem ehemals imposanten, schönen Gebäude.

Endlich, dann in den 70er Jahren wurde es unter Denkmalschutz gestellt und seit 2000 teilsaniert.


Abwärts 

Schloss Neugebäude


Nach all dieser wehmütigen Geschichte überquere ich die Kaiserebersdorfer Straße erneut, und mache mich langsam durch die Gärtnereien wieder auf den Heimweg - natürlich nicht ohne einen Abstecher nach Hyggehausen zu machen, wo ich mich bei einer kleinen Teepause aufwärme, ehe es wieder heimwärts geht.

Toby, unser Gartenwichtel - er mag den Winter auch



Hyggehausen noch winterlich ...

Eine schöne Runde um die 6 km, die mich immer wieder inspiriert und mir zeigt, wie schön es hier ist!