Montag, 2. Oktober 2017

Nebeltau: Montenegro - Das Felsenkloster Ostrog

Nebeltau: Montenegro - Das Felsenkloster Ostrog: Tief in den unwirtlichen Bergen Montenegros liegt das Felsenkloster Ostrog.   Wir kommen von der wilden Bergseite (wie ich sie nenne)...

Montenegro - Das Felsenkloster Ostrog

Tief in den unwirtlichen Bergen Montenegros liegt das Felsenkloster Ostrog.
 

Wir kommen von der wilden Bergseite (wie ich sie nenne). 
Die eng gewundenen, steilen, teilweise sehr schlechten Straßen sind ein wahres Abenteuer. Erst der letzte Teil ist breiter und gut asphaltiert. Bis dahin halte ich die Luft ein paar Mal an. Dennoch -  ich sehe zu oft in den Abgrund, obwohl ich genau weiß, ich sollte DAS nicht tun. :-) aber die Berge von Montenegro belohnen mich dafür mit wildromantischen, zauberhaften Landschaften. 


Als wir endlich am oberen Parkplatz ankommen, geht‘s mir trotzdem besser.
Wir sind klugerweise relativ früh da, obwohl schon einige andere Besucher anwesend sind. Beim Felsenkloster ist man niemals alleine, doch die großen Reisebusse bleiben uns bisher erspart.
Pilger übernachten mit kratzigen Wolldecken, die ihnen zu Verfügung gestellt werden, regelmäßig hier. Jede Menge Gläubige suchen diesen Ort auf - und auch wer als Urlauber in Montenegro unterwegs ist, wird sich einen Besuch hier nicht entgehen lassen.
Aus Respekt vor dem orthodoxen Glauben trage ich natürlich ein Shirt mit Ärmeln, die meine Schultern bedecken, sowie lange Hosen. 

Schon am Eingang schlägt mir der Geruch von Weihrauch entgegen. Als wir die heilige Halle - den Schrein vom St. Vasilije betreten wollen, müssen wir erstmal warten. Es ist nämlich eine kleine Felsenhöhle, die nicht viel Raum für mehrere Personen lässt. Ein Gläubiger mit Bart und finsterem Blick geleitet die Besucher rein und raus.
Als wir endlich die Stätte betreten, ist es tatsächlich sehr beengt und der Weihrauchgeruch an der Grenze des Erträglichen. Fotografieren ist hier verboten. Wir werfen einen raschen Blick auf die bedeckten Überreste des Heiligen. Eine eigenartige Stimmung herrscht hier vor. Man spürt, dass St. Vasilije diesen Raum beherrscht. Ich lasse mir Zeit, die alten, verblichenen Wandmalereien genauer zu betrachten, ehe ich die enge Höhle verlasse.
Auch danach, als wir durch die Gänge des Felsklosters streifen, entdecken wir noch jede Menge Wandmalereien.

Solange wir uns nicht in den kleinen heiligen, streng bewachten Höhlenräumen befinden, erlaube ich mir, das eine oder andere Foto diverser Malereien zu schießen. Natürlich befinden sich alle meine Fotomotive im Freien.


An der Stelle im Kloster, wo der Heilige Vasilije angeblich gestorben ist, ist eine Weinrebe aus dem Stein gewachsen. Sie trägt heute noch jede Menge Trauben, obwohl sie dort keine natürlichen oder klimatisch günstigen Bedingungen hat. Auch das gilt bei den Gläubigen als Wunder.

Geschichte:
Das Kloster wurde 1656 vom Metropoliten von Hum und der Herzegowina:  Vasilije Ostroški (sein weltlicher Name lautete Stojan Jovanovic) -  gegründet, der vermutlich am 28. Dezember 1610 geboren wurde.
Zusammen mit 30 anderen Mönchen (so die Geschichtsschreibung) beschloss er das Kloster in zwei Höhlen am Berg Ostrog zu bauen, damit sie für die Türken uneinnehmbar werde.
Er lebte und wirkte in einer unruhigen Zeit, denn das Volk wurde durch jede Menge Kriege am friedlichen Leben gehindert.
Er zog nach Ostrog, nachdem die Türken das Kloster Tvrdos bei Trebinje (Bosnien) zerstört hatten und er auch in Niksic seines Lebens nicht sicher war.
Vasilije verstand es, seine ihm anvertrauten orthodoxen Gläubigen vor den Osmanen und den missionierenden Katholiken zu beschützen.
Seine Landsleute betrachteten ihn als von Gott Gesandten zur Rettung seiner Landsleute. Ein bekannter Ausspruch der damaligen Zeit war: Er ist der Engel auf Erden und ein Mann des Himmels.
All er starb, wurde sein Körper begraben, doch in den Herzen der Bevölkerung blieb er immer präsent.
Sieben Jahre nach seinem Tod wurde sein Körper wieder ausgegraben, weil Vasilije den Bischof in Träumen heimsuchte und darum bat, ausgegraben zu werden.
Tatsächlich kam man seinem Wunsch nach und grub ihn aus. Man fand seinen Körper unversehrt im Grab.
Die Verwesung hatte und hat bis heute nicht eingesetzt, besagt zumindest die Legende. Da wir ja keinen direkten Blick auf seine Überreste bekamen, kann ich die Legende weder bestätigen noch widerlegen. Jedenfalls wird diese Geschichte bis heute weit über die Grenzen Europas hinaus als Wunder angesehen. Nicht nur die römisch-orthodoxen Anhänger sind von davon überzeugt, sondern auch die römisch katholischen und moslemischen Gläubigen.
Seine Gebeine haben den Status einer Reliquie  und sollen seit seinem Tod unzählige Wunder hervorgebracht haben.

Noch ein wenig mehr Geschichte:
Im Zweiten Weltkrieg hatte sich der Patriarch Gavrilo von Jugoslawien dort vor den heranrückenden deutschen Besatzungstruppen versteckt gehalten.
Der gerade inthronisierte König Peter II. nahm hier kurzzeitig ebenfalls Zuflucht. Doch die Mitglieder der Gestapo hatten im Jahr 1941 das Versteck aufgespürt und es in Besitz genommen. Sie fanden hier Teile des serbischen Staatsschatzes, Münzgold und Aktien im Wert von 875 Millionen Dinar sowie Nahrungsmittel und die Königsuniform.

Vermutliches Versteck Vor etwa drei Jahren kam das Kloster in die internationalen Schlagzeilen - allerdings nicht wegen Vasilijes Wundertaten, sondern als mögliches Versteck des ehemaligen Führers der bosnischen Serben und mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic. Die Klosterleitung wies diesen Vorwurf jedoch zurück. Der Metropolit der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro, Amfilohije (Radovic), der bis dahin als Karadzic' Verbündeter galt, forderte ihn öffentlich auf, sich zu stellen: "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich nach Den Haag gehen." Karadzic wurde am 21. Juli 2008 in Belgrad verhaftet, am 30. Juli wurde er dem internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. In Ostrog konzentriert man sich wieder auf den Heiligen Vasilije. - derstandard.at/1220460589358/Kirche-im-FelsVermutliches Versteck Vor etwa drei Jahren kam das Kloster in die internationalen Schlagzeilen - allerdings nicht wegen Vasilijes Wundertaten, sondern als mögliches Versteck des ehemaligen Führers der bosnischen Serben und mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic. Die Klosterleitung wies diesen Vorwurf jedoch zurück. Der Metropolit der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro, Amfilohije (Radovic), der bis dahin als Karadzic' Verbündeter galt, forderte ihn öffentlich auf, sich zu stellen: "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich nach Den Haag gehen." Karadzic wurde am 21. Juli 2008 in Belgrad verhaftet, am 30. Juli wurde er dem internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. In Ostrog konzentriert man sich wieder auf den Heiligen Vasilije. - derstandard.at/1220460589358/Kirche-im-Dieses Kloster ist einfach absolut sehenswert, egal ob die Legenden stimmen oder nicht.
Inmitten einer derart unwirtlichen Gegend, noch dazu in damaliger Zeit ein solches Bauwerk zu erschaffen, ist jedenfalls bewundernswert.


Entspannung finde ich dort zwar keine, doch das Kloster hat trotz der vielen Besucher eine ganz spezielle Ausstrahlung. Daran denke ich, als wir ins Auto steigen und den Ort verlassen.