Ein Autor begibt sich gewöhnlich an
seinen Schreibtisch und arbeitet dann konzentriert und in Abgeschiedenheit an
seinen Geschichten – so zumindest erscheint es oftmals.
Ich für meinen Teil kann wirklich hervorragend an meinem Schreibtisch arbeiten, aber mag manchmal einfach nicht.
Als ich in Mark Twains Haus in
Hartford war, gab es da einen wunderbaren, beneidenswert hübschen Schreibtisch
in seiner Schreibkammer ganz oben unter dem Dach. So ein Ding mit verschlungenen Haxen, in Weiß
mit goldenen Verzierungen, riesengroß,
viele Schubladen, doch irgendwie gefiel mir der kleine, wackelige, sichtbar alte Tisch, der dahinter an der Wand lehnte, viel besser. Ich konnte mich
des Eindrucks nicht erwehren, dass ich es hier mit dem richtigen Schreibplatz
zu tun hatte, und sprach es auch an.
Die Dame aus dem Mark Twain- Museum
lachte, und meinte, die Geschichte besage, dass er tatsächlich lieber dort in
der Ecke geknotzt, und geschrieben hätte.
Leider durften wir das Haus nur von Außen fotografieren.
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Mark Twains Haus in Hartford |
Damit ich nicht noch weiter
abschweife, zurück zum Thema.
Also ich schreibe gerne an meinem
Schreibtisch. Eigentlich ist es ein großer Doppelschreibtisch, von meinem
Lebensgefährten selbst entworfen, mit je einem Rollcontainer darunter. Mein Rollcontainer ist übrigens mit einer
Folie beklebt, die Holzstöße, wie aus dem Wald, zeigt und mein Sessel, ein
neues ziemlich bequemes Bürodingsbums ist einfach herrlich.
Trotzdem nehme ich
regelmäßig meinen Laptop und wandere ins Wohnzimmer. Dort kann ich auf einer
gemütlichen Bank sitzen, die absolut ungeeignet zum Schreiben ist, weil ich
ständig leicht vorübergebeugt dahocke und in die Tastatur hämmere. Trotzdem tu
ich es, immer und immer wieder.
Manches Mal schaue ich zum Fenster
hinaus, höre den Regentropfen zu, wie sie ans Fenster prasseln, sehe die
Bäume, deren Äste sich im Wind sachte
bewegen, oder ich genieße die Nachmittagssonne, deren Strahlen helle Muster auf
das Parkett und auf den Möbeln malen. Und im Herbst, also dann wenn er richtig schiach
wird (Umgangssprachlich auch hässlich), also
mit Sturm, Grau in Grau-Tage und Regen
bis zur Unendlichkeit, dann sitze ich auch an meinem Lappi im Wohnzimmer.
Vorher zünde ich die Kerze in
meiner Laterne an, vielleicht noch ein paar Teelichter und mach mir eine Kanne
Tee. Dann kann die Arbeit losgehen.
Winter – kein Thema, Schnee und
Kälte stören mich ja nicht, wenn ich mitten unter dem Schreiben meine Laterne
betrachte, und Tee nebenbei schlürfe. Außerdem vermittelt jede Jahreszeit seine
eigene Stimmungen und regt dadurch die Kreativität an, auch wenn man es nicht
gleich bemerkt.
Dann wäre noch der Balkon – ein weiteres
Schreibhighlight. Ich nenne es mein
Freiluftbüro.
Dort sitze ich auf einer Holzbank
mit weichen Polstern und stopfe mir regelmäßig zwei, drei flache Sitzpolster
hinter den Rücken, damit ich mich anlehnen kann. Aber ich kann abschalten, in
den Garten starren, die Bäume betrachten und die vielen Blumen ringsherum
mustern.
Im Herbst sehe ich dem Wein zu, wie
sich seine Blätter in gelb und schließlich und endlich in herrliches Rot
wandeln. Dennoch, ich kann mich konzentrieren und die Gedanken schweifen
lassen. Richtig gelesen, kein
Widerspruch - meistens schweifen die Gedanken dorthin, wo ich sie benötige.
Einzelheiten werden wie aus dem Nichts verdeutlicht, Gedanken gefestigt und Szenen treten mit einem
Mal klar hervor – ich muss es nur noch niederschreiben.
Vom Schreiben in Kaffeehäusern
halte ich nicht so viel.
Zweifelsohne gibt es Autoren, die
richtig in ihrem Element sind, wenn sie im Kaffeehaus sitzen, ich gehöre nicht
dazu. Ich hab es ausprobiert, ehrlich.
Zum Beispiel im Café Ritter, total
nett, weil es an bestimmten Tagen dort Klaviermusik gibt - oder in einem Café
am Columbusplatz in Wien – doch jedesmal das gleiche. Ablenkung zu viel, Leute
zu gesprächig. Autorin genervt.
Neulich saß ich im ‚Schilling‘ am
Siebenstern Platz, übrigens eine sehr empfehlenswerte Gegend, um Menschen zu
beobachten und um guten Kaffee, oder auch mal ein leckeres Essen zu genießen.
Ich zog meinen Block heraus, und
begann, mir ein paar Notizen zu machen. Die Kellnerin, offenbar daran gewöhnt,
dass Leute hier immer mit Blöcken herumsitzen und schreiben, brachte mir
ungefragt ein weiteres Glas Wasser zum Melange. Das fand ich übrigens super. Service
einfach klasse.
Fein, dachte ich mir, und jetzt
schreibst du einfach drauf los. Nun, ich hab es versucht, doch ich schaffte es
nicht. Weshalb? Vermutlich lag es an den
vielen Menschen, die hektisch vorübereilten, oder an den Tischnachbarn, ein
paar Studenten, die lautstark über Dinge diskutierten, die mich grenzenlos
verwirrten.
Es kann auch sein, dass der andere
Tischnachbar schuld war, der, der mich so interessiert musterte, als ob er in
seinen Gedanken nachforstete, ob er mich zu irgendwelchen berühmten Leuten
zählen sollte. Haha, kleiner Scherz, ich denke, er wollte mich anquatschen,
anbraten, oder wie auch immer man sowas nennt. Jedenfalls fühlte ich mich unwohl genug, um
einen schlechten, miesen Charakter zu entwerfen, der nun in meiner
Chara-Schublade steckt.
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