Sonntag, 14. September 2014

Schreibtische und anderswo ...


Ein Autor begibt sich gewöhnlich an seinen Schreibtisch und arbeitet dann konzentriert und in Abgeschiedenheit an seinen Geschichten – so zumindest erscheint es oftmals.
Ich für meinen Teil kann wirklich hervorragend an meinem Schreibtisch arbeiten, aber mag manchmal einfach nicht.

Als ich in Mark Twains Haus in Hartford war, gab es da einen wunderbaren, beneidenswert hübschen Schreibtisch in seiner Schreibkammer ganz oben unter dem Dach.  So ein Ding mit verschlungenen Haxen, in Weiß mit goldenen Verzierungen,  riesengroß, viele Schubladen, doch irgendwie gefiel mir der kleine, wackelige, sichtbar alte Tisch, der dahinter an der Wand lehnte, viel besser. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich es hier mit dem richtigen Schreibplatz zu tun hatte, und sprach es auch an.
Die Dame aus dem Mark Twain- Museum lachte, und meinte, die Geschichte besage, dass er tatsächlich lieber dort in der Ecke geknotzt, und geschrieben hätte.
Leider durften wir das Haus nur von Außen fotografieren.


Mark Twains Haus in Hartford


Damit ich nicht noch weiter abschweife, zurück zum Thema.
Also ich schreibe gerne an meinem Schreibtisch. Eigentlich ist es ein großer Doppelschreibtisch, von meinem Lebensgefährten selbst entworfen, mit je einem Rollcontainer darunter.  Mein Rollcontainer ist übrigens mit einer Folie beklebt, die Holzstöße, wie aus dem Wald, zeigt und mein Sessel, ein neues ziemlich bequemes Bürodingsbums ist einfach herrlich. 



Trotzdem nehme ich regelmäßig meinen Laptop und wandere ins Wohnzimmer. Dort kann ich auf einer gemütlichen Bank sitzen, die absolut ungeeignet zum Schreiben ist, weil ich ständig leicht vorübergebeugt dahocke und in die Tastatur hämmere. Trotzdem tu ich es, immer und immer wieder.  
Manches Mal schaue ich zum Fenster hinaus, höre den Regentropfen zu, wie sie ans Fenster prasseln, sehe die Bäume,  deren Äste sich im Wind sachte bewegen, oder ich genieße die Nachmittagssonne, deren Strahlen helle Muster auf das Parkett und auf den Möbeln malen.  Und im Herbst, also dann wenn er richtig schiach wird (Umgangssprachlich auch hässlich),  also mit  Sturm, Grau in Grau-Tage und Regen bis zur Unendlichkeit, dann sitze ich auch an meinem Lappi im Wohnzimmer.
Vorher zünde ich die Kerze in meiner Laterne an, vielleicht noch ein paar Teelichter und mach mir eine Kanne Tee. Dann kann die Arbeit losgehen.
Winter – kein Thema, Schnee und Kälte stören mich ja nicht, wenn ich mitten unter dem Schreiben meine Laterne betrachte, und Tee nebenbei schlürfe. Außerdem vermittelt jede Jahreszeit seine eigene Stimmungen und regt dadurch die Kreativität an, auch wenn man es nicht gleich bemerkt.

Dann wäre noch der Balkon – ein weiteres Schreibhighlight.  Ich nenne es mein Freiluftbüro.
Dort sitze ich auf einer Holzbank mit weichen Polstern und stopfe mir regelmäßig zwei, drei flache Sitzpolster hinter den Rücken, damit ich mich anlehnen kann. Aber ich kann abschalten, in den Garten starren, die Bäume betrachten und die vielen Blumen ringsherum mustern.



Im Herbst sehe ich dem Wein zu, wie sich seine Blätter in gelb und schließlich und endlich in herrliches Rot wandeln. Dennoch, ich kann mich konzentrieren und die Gedanken schweifen lassen.  Richtig gelesen, kein Widerspruch - meistens schweifen die Gedanken dorthin, wo ich sie benötige. Einzelheiten werden wie aus dem Nichts verdeutlicht,  Gedanken gefestigt und Szenen treten mit einem Mal klar hervor – ich muss es nur noch niederschreiben.
Vom Schreiben in Kaffeehäusern halte ich nicht so viel.
Zweifelsohne gibt es Autoren, die richtig in ihrem Element sind, wenn sie im Kaffeehaus sitzen, ich gehöre nicht dazu. Ich hab es ausprobiert, ehrlich.
Zum Beispiel im Café Ritter, total nett, weil es an bestimmten Tagen dort Klaviermusik gibt - oder in einem Café am Columbusplatz in Wien – doch jedesmal das gleiche. Ablenkung zu viel, Leute zu gesprächig. Autorin genervt.
Neulich saß ich im ‚Schilling‘ am Siebenstern Platz, übrigens eine sehr empfehlenswerte Gegend, um Menschen zu beobachten und um guten Kaffee, oder auch mal ein leckeres Essen zu genießen.



Ich zog meinen Block heraus, und begann, mir ein paar Notizen zu machen. Die Kellnerin, offenbar daran gewöhnt, dass Leute hier immer mit Blöcken herumsitzen und schreiben, brachte mir ungefragt ein weiteres Glas Wasser zum Melange. Das fand ich übrigens super. Service einfach klasse.
Fein, dachte ich mir, und jetzt schreibst du einfach drauf los. Nun, ich hab es versucht, doch ich schaffte es nicht. Weshalb?  Vermutlich lag es an den vielen Menschen, die hektisch vorübereilten, oder an den Tischnachbarn, ein paar Studenten, die lautstark über Dinge diskutierten, die mich grenzenlos verwirrten.
Es kann auch sein, dass der andere Tischnachbar schuld war, der, der mich so interessiert musterte, als ob er in seinen Gedanken nachforstete, ob er mich zu irgendwelchen berühmten Leuten zählen sollte. Haha, kleiner Scherz, ich denke, er wollte mich anquatschen, anbraten, oder wie auch immer man sowas nennt.  Jedenfalls fühlte ich mich unwohl genug, um einen schlechten, miesen Charakter zu entwerfen, der nun in meiner Chara-Schublade steckt.

Teil II - Schreiben anderswo - demnächst

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